Der Vorteil von Reisen

… ist, dass die langen Wartezeiten, z.B. auf Flughäfen zum Lesen genutzt werden können. So habe auch ich einen Teil meines Wochenendes verbracht und will Jörg Baberowskis „Der Rote Terror“ empfehlen.

Buch zum Stalinismus

Ohne dem Versuch zu unterliegen, alles psychologisch zu sehen, Faktenreich (auch wenn ab und zu wünschenswerte Verweise fehlen) und weit weg davon Marxismus mit Stalinismus gleich zu setzen erzählt er die sehr lehrreiche und immer wieder erschütternde Geschichte des Stalinismus.

Baberowski schreibt: „Ohne den Anstoß des europäischen Marxismus wären die utopischen Konzepte des Bolschewiki nicht denkbar gewesen. Nur brachte sich die Gewalt, mit der das bolschewistische Projekt in die Wirklichkeit trat, nicht aus den Texten der marxistischen Klassiker hervor.“ 

Für einen Aufschrei sorgen sicherlich auch Thesen wie nachfolgende, die deutlich machen, dass der Autor weit weg ist von einer Gleichsetzung des Faschismus mit dem Stalinismus: „So kam es, dass die Nationalsozialisten an der stalinistischen Objektivierung des Feindes mitarbeiteten. … Der Stalinismus überlebte. Er überlebte, weil der nationalsozialistische Terror den stalinistischen in den Schatten stellte, weil er sich der Bevölkerung am Ende als das kleinere Übel präsentierte […].“

Das Buch bietet viele spannende Definitionen, was Stalinismus alles ist und geht von der These aus, dass mit Stalins Tod 1953 der Stalinismus sein Ende fand. Der Autor meint zwar, dass auch danach keine Demokratie herrschte, aber es war eben auch kein Stalinismus mehr.

Spanndend ist die These von Barberowski am Ende: Ohne Stalin hätte es keinen Stalinismus gegeben. 

2 Replies to “Der Vorteil von Reisen”

  1. Aber Bolschewismus und Stalinismus sind aufeinander aufgebaut? Und ohne Stalin kein Stalinismus? Was fürn Schwachsinn, Stalin war die Personifizierung der Grausamkeit radikaler nachholender Industrialismierung plus der (lediglich legitimatorischen) Ideologie des Sozialismus in einem Land. Aber könnte sein, daß er dann anders geheißen hätte.

  2. Pingback: Blog von Halina Wawzyniak, MdB, DIE LINKE

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