Eine Niederlage ist eine Niederlage

und das sollte man auch so benennen. Die Wahlergebnisse in Rheinland-Pfalz und in Baden-Württemberg sind ein herber Rückschlag für das noch junge Projekt DIE LINKE, ging es doch mit diesem Projekt vor allem um die Verankerung im Westen. Doch tatsächlich liegt das prozentuale Wahlergebnis in Baden-Württemberg noch hinter dem der WASG bei der letzten Wahl. Zwar legte DIE LINKE absolut 17.800 Stimmen zu (15%) aber erreichte eben auch nur noch 36% derjenigen, die uns zur Bundestagswahl gewählt haben.

Erklärungsmuster zu finden ist nicht einfach. Die LINKE sollte sich aber davor hüten so zu werden, wie alle anderen Parteien und Niederlagen schön zu reden. Wir haben verloren. Punkt.

Jetzt gilt es aber nicht den Kopf in den Sand zu stecken, sondern Schlussfolgerungen zu ziehen. Oder zunächst erst einmal  uns selbst Fragen zu stellen. Die Antworten müssen wir dann in Ruhe debattieren.  Wir müssen uns befragen, nach unserer Aufstellung, unseren Prioritäten, Tonlagen und was unsere Zielgruppen sind. Fukushima war natürlich ein Faktor bei der Wahl. Aber mit Fukushima können wir meines Erachtens nicht alles erklären, obwohl wir insgesamt 33.o00 Wähler/innen an die Grünen verloren haben und 1.000 an die SPD.  Das spricht aber zunächst erst mal nur dafür die These zu überprüfen, dass wir allein mit der SPD um Wähler/innen konkurrieren. Offensichtlich gibt es nämlich auch ein Wähler/innenspektrum, dass sich zwischen LINKE und Grünen entscheidet. Vielleicht sollten wir aber das Augenmerk auch auf eine andere Begründung lenken:  „soziale Themen“ seien in den Hintergrund gedrängt worden. Richtig. Dennoch bleibt zu berücksichtigen, dass Union, SPD und  Grüne jeweils mehr als 20% der Arbeitslosen angesprochen haben, während es DIE LINKE allein auf 12% geschafft hat. Richtig ist auch, dass sowohl landes- wie auch bundespolitische unsere Themen gesellschaftlich gesehen gerade nicht im Zentrum der Auseinandersetzungen standen.  Diese Auseinandersetzungen lassen sich aber auch nicht künstlich erzeugen. Ginge es nicht eher darum den Eindruck einer sog. Ein-Punkt-Partei umzukehren und mit eigenen Vorstellungen in die gesellschaftlich laufenden Debatten einzugreifen? Warum machen wir nicht den sozial-ökologischen Wandel zum Thema, die Verbindung von Energiewende und sozialer Gerechtigkeit statt allein über den Ausstieg aus der Atomenergie zu reden? Macht es wirklich Sinn in Aktionismus zu verfallen wenn außerparlamentarisch etwas passiert  und eine Kampagne nach der anderen zu starten oder brauchen wir hier eine bewusste Strategie des Einmischens und Mitmachens, verbunden mit langem Atem?  Ist es nicht verräterisch, wenn wir von „den Menschen da draußen“ sprechen? Wäre es eine Strategie sich in die Gesellschaftlichen Debatten einzumischen, dort wo sie stattfinden  beispielsweise auf Veranstaltungen, in Zeitungen und Internetforen?  Hören wir genau hin oder hören wir nur diejenigen, die sich laut und spektakulär artikulieren? Müssen wir nicht wieder konkret zuhören lernen und konkrete Angebote, wie Mieten- und Sozialberatung unterbreiten? Kann es eine Strategie sein über das Gewerkschaftliche und sozial engagierte Spektrum hinaus gesellschaftliche Anknüpfungspunkte zu entwickeln, beispielsweise  im Kulturellen oder Intellektuellen Bereich?

Wir sollten einen Moment innehalten und darüber nachdenken, wie wir ohne unsere Kernthemen Frieden- und soziale Gerechtigkeit zu vernachlässigen, einen Weg finden können diese mit anderen gesellschaftlich relevanten Themen zu verbinden? Denkbar wäre meines Erachtens alle zu diskutierenden Fragen auf den demokratischen Prüfstand zu stellen? Was bedeutet konkret die Schuldenbremse, Hartz IV, Atomkraft, das Kriege führen für die Demokratie? Wäre es sinnvoll von unserer Seite aus, einen sog. Demokratie-TÜV zu fordern?

Und die eigene Verantwortung? Die besteht darin unter dem Wahlkampfdruck die Debatte nicht  früher angestoßen zu haben. Jetzt jedoch müssen wir sie führen, unaufgeregt und sachlich.

6 Replies to “Eine Niederlage ist eine Niederlage”

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  4. Ein Problem: Die relative Unbekanntheit der linken Spitzenkandidaten.
    Frage mich, warum nicht ein politisches Schwergewicht wie Ulrich Maurer als Spitzenkandidat in BaWü antrat.
    Gerade wenn die Partei themenpolitisch „Gegenwind“ hat, kann ein/e bekannte/r Kandidat/in noch manches rausreißen.

  5. Die Linke hat dieses Mal hat verloren und zwar per Saldo an Grüne. Der eigentliche Gegner der Linken hätten in BaWü die Grünen sein müssen. Ich habe es mehrfach auch gesagt, wenn der linke Landesverband PMs im Stile rausgibt, man schließe sich dem an, was Grüne zu Stuttgart 21 meinen, dann hat man ein Problem. Klare Kante zu zeigen, statt sich dort anzubiet(d)e(r)n wäre besser gewesen. Ich weiß, ich mache mir damit keine Freunde. Zu S21 habe ich das schon vor Monaten gesagt http://bit.ly/f0g3fW Genau dieser scheinheilige, schwarzgrünkoalitionäre Landesverband hätte Möglichkeiten genug geboten, auf die Glaubwürdigkeit hinzuweisen, von der Person Kretschmann will ich gar nicht erst anfangen. Für ihre Freundlichkeit haben die Linken dann vom konvertierten Kaderkommunisten Kretschmann zwei Tage vor der Wahl dann den Kommunismus vorgehalten bekommen und waren darüber total überrascht.
    Man sollte als Partei nicht nur bellen, sondern auch beißen können.

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