Informationsgespräch über Facebook

Richard Allan (director EU-policy) von facebook nahm sich gestern die Zeit um mit Mitarbeiter/innen und Abgeordneten der Linksfraktion im Bundestag über Facebook zu debattieren und diverse Fragen zu beantworten.

Privacy by default„, also die höchstmögliche Privatsphäreneinstellung bei Eröffnung eines neuen Nutzerkontos, wird es wohl auch zukünftig nicht geben. Allan verwies insoweit auf einen Mittelweg zwischen den Bedürfnissen der Nutzer der gegangen worden sei – einerseits Nutzer, die gern möglichst offene Accounts wollen und denen, die gern möglichst viel Datenschutz verlangen. Die Forderung nach „privacy by default“ halte ich natürlich nach wie vor für richtig. Ziemlich offen war die Antwort auf die Frage nach anonymen Accounts. Wer das will, solle einen anderen Service benutzen, dies gehöre nicht zur Philosophie von Facebook. Theoretisch besteht sicherlich die Chance auf einen anderen Dienst auszuweichen, praktisch ist das angesichts der faktischen Monopolstellung wohl schwer zu realisieren. Allerdings verwies Allan darauf, dass selbst wenn anonyme bzw. pseudonyme Nutzernamen zugelassen würden, über die IP-Adresse und die Beziehungen zu anderen Nutzern doch die Identität aufgedeckt werden könnte.

Interessant war aus meiner Sicht der Hinweis, dass es mittlerweile möglich ist, Facebook-Accounts nicht nur zu deaktivieren, sondern auch dauerhaft zu löschen. Vorher kann man sich noch sein Profil samt aller Daten, Fotos oder Kommentare herunterladen.  Interessant auch die Aussagen zu Werbung auf Facebook. Wenn auf eine Werbeanzeige oder Fan-Pages gegangen wird bzw. mit diesen interagiert wird, würden keine persönlichen Daten an den Anbieter übersendet, dieser erhält nur eine Aggregation der Merkmale der Nutzer wie Alter, Geschlecht etc.  Im Hinblick auf die Informationspolitik bei Nutzungsänderungen wurde darauf verwiesen, dass bei größeren Änderungen eine Info an alle Nutzer/innen erfolgt, bei kleineren Änderungen gibt es Hinweise auf der entsprechenden Seite bei Facebook. Die Begründung dafür war recht einfach: man habe einfach Angst vor Spam und wolle die Ernsthaftigkeit größerer Änderungen unterstreichen. Schade war an diesem Punkt, dass erst nach dem Gespräch bekannt wurde, dass Facebook die Möglichkeit eröffnet hat, das die Möglichkeit der Gesichtserkennung auf Fotos erlaubt wird. Ohne weitere Information und an diesem Beispiel zeigt sich sehr deutlich, warum „privacy by default“ eigentlich ein Standard sein sollte.

Deutlich wurde im übrigen von  Allan erklärt, dass er die derzeitige Regelung zur Netzneutralität für sehr vernünftig hält. Die Inhalteanbieter zahlen für den Datenverkehr und die Nutzer/innen für den Internetzugang. Eine weitere Regelung würde er nicht gut finden, insbesondere lehnte er eine Extra-Gebühr für einzelne Inhalte oder Dienste ab.

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