Vor die Wahl gestellt

… war ich heute. Schweigen oder Reden? Am Ende habe ich mich doch entschieden für das Reden.

Worum geht es. In meiner Partei existiert seit einigen Monaten eine sog. Personaldebatte die sich um den Vorwurf der Illoyalität dreht.

Doch dazu gleich mehr. Am gestrigen Tag hat der Genosse Gysi eine vielbeachtete Rede gehalten. Diese Rede lohnt sich wirklich ganz genau anzuhören, denn sie ist rethorisch wiedereinmal brilliant. Die politischen Themen die er anspricht sind auf der Agenda und müssen angegegangen werden. Es war auch interessant, dass alle Adressaten seiner innerparteilichen Kritik brav geklatscht haben. Schadet ja nichts, man/frau kann ja danach weiter machen wie bisher. Aber auch einige andere Aspekte dieser Rede sind aufschlussreich, zum Beispiel die zu Roten Linien und den Regierungsbeteiligungen in Berlin und Brandenburg. Aber der Genosse Gysi hat sich auch mit der Personaldebatte auseinandergesetzt – und sich dabei vergaloppiert.

Was sagt der Genosse Gysi: Alles hat angefangen mit einem Artikel im Spiegel, wo Dietmar Bartsch gegenüber einem Vorsitzenden illoyal war. Später wurde der Vorwurf präzisiert dahingehend, dass es um die Passage zum Zeitpunkt der Bekanntheit der Pläne von Oskar Lafontaine nicht mehr als Fraktionsvorsitzender zu kandidieren.

Halten wir fest: Der Genosse Gysi spricht von einer Stelle, wo Dietmar Bartsch angeblich illoyal war. Das heißt aber im Umkehrschluss, dass all die ganzen Denunziationen die bislang herumgeisterten gerade nicht den Vorwurf der Illoyalität rechtfertigen. Bleibt der Gysi-Vorwurf der Illoyalität. Dazu hat das Neue Deutschland alles geschrieben. Auch dieser Vorwurf ist also absurd und/oder konstruiert.

Das kann Gregor Gysi ja gern machen, aber muss es in einer öffentlichen Veranstaltung sein, in einer Situation wo der Betroffene nicht reagieren kann? Zu solch einer öffentlichen Darstellung werde ich nicht schweigen – ich wollte u.a. darüber im Geschäftsführenden Parteivorstand reden und habe deshalb unmittelbar nach der Veranstaltung eine Sitzung des geschäftsführenden Parteivorstandes gefordert. Bisherige Reaktion: EINE :-(.

Aber vermutlich tritt der interne Führungskreis zusammen. Wundert mich schon, dass es als eine Selbstverständlichkeit angeseshen wird, dass es einen internen Führungskreis gibt -der Geschäftsführende Parteivorstand jedenfalls ist es nicht. Wer dort drin sitzt, welche Entscheidungen getroffen werden – das bleibt im Dunkeln. Ist das nicht das Kernproblem? Das die gewählten Gremien nicht einbezogen sind.

Was macht man/frau in einer solchen Situation? Die öffentliche Darstellung akzeptieren und schweigen? In einer Situation wo das zuständige Gremium nicht zusammenzukommen scheint? Nein. Genau deshalb habe ich heute auf Anfragen reagiert. Hier und hier.

PS: Wer ist jetzt eigentlich der Beauftragte für gemeinsames Trinken, Quatsch reden und die äußerst wichtige Übernachtungen?

[update]: Auf den Punkt gebracht wird übrigens alles hier.

3 Replies to “Vor die Wahl gestellt”

  1. Liebe Halina,
    zunächst einmal möcht ich anmerken, dass Du einen interessanten und offenen Blog hast – mach weiter so, das braucht die Demokratie: Transparenz und Ehrlichkeit.
    Mir ist auch nicht verborgen, dass du für einen bestimmten Parteiflügel Stellung beziehst und das ist auch gut so, damit habe ich kein Problem. Ich habe generell kein Problem, mit dem ich Dich schelten will, aber jedoch nur folgende Bitte:
    Tu es nicht Gregor gleich und gieß nicht in der Öffentlichkeit übermäßiges Öl ins Feuer, zum wohle des Gesamtansehens der Partei. Einige Genossinnen und Genossen aus Baden-Württemberg haben mich irritiert gefragt, was für ein Posse da gespielt wird von beiden Lagern. Das entfernt sich zunehmend von den Nöten und Fragen der Menschen in diesem Land, die uns wählen und die auf uns angewiesen sind.
    Diese Menschen brauchen eine handlungsfähige, harmonierende und starke LINKE und denen ist das egal wenn sie in der Zeitung lesen, dass die einen nun für Genosse Bartsch und die anderen für Genosse Lafontaine sind. Diese Menschen wollen wieder Inhalte.
    Ich weiß, dass Du für einen konstruktiven Weg bist, das rasch zu klären.
    Ich will Dir hier echt nicht ans Bein pissen, wie das manche hier wohl für nötig halten, aber bitte sprich mit Deinen Genossen, dann zu Zeitungen zu gehen, wenn es um Inhalte geht oder um Lösungen von Streitigkeiten, aber nicht um „Zwist“ und „Zerfleischungen“, wie es in den Medien gerne heisst.
    Freddy

  2. Auch ich finde den hiesigen Blog samt Kommentierungsmöglichkeit sehr bemerkenswert – für jemanden, der so im Licht der Öffentlichkeit stehende Funktionen ausübt, ist das ja nun wahrlich keine Selbstverständlichkeit – und finde es unmöglich, wie einige hier in den Kommentaren auftreten. Sicher wird man wohl mal abweichende Meinungen anbringen dürfen (habe ich auch schon gemacht – hoffentlich in erkennbar konstruktiver Absicht und unter Wahrung der Anstandsformen), aber über den Ton muss ich mich manchmal sehr wundern. Auch über die rotzfreche Anspruchshaltung zum Teil, als hätte H.W. hier auf jeden bellenden Befehl hin gefälligst sofort die verlangten Inhalte zu liefern. Deren Blog würde ich mal sehen wollen, wenn sie annähernd so ein Arbeitspensum hätten. Ich sage mal ganz offen: Ich hätte mit Sicherheit nicht solche Energiereserven.

    Für mich ist das hier ein Anlaufpunkt für Informationen geworden, auch aufgrund der gut gesetzten weiterführenden Links, insbesondere wenn solche Dinge abgehen wie zur Zeit. Über die normalen Medien wird man ja kaum informiert und wenn, kann man dem nicht trauen. Auch dafür möchte ich mal danken und zum Weitermachen ermutigen.

    Zum konkreten Eintrag: Ich kann das nachvollziehen, sowohl den Unmut über die öffentliche Kritik an Dietmar Bartsch anstatt eines Dialogs der Führung mit Dietmar Bartsch, als auch die Irritation, dass Dinge an den gewählten Gremien vorbei in diffusen inneren Machtzirkeln entschieden werden – mich erinnert das leider an die Verhältnisse in einer anderen Partei in den letzten Jahren, in denen das sicher gehörig zum Niedergang beigetragen hat – als auch den Schritt, dies auf Anfragen hin auch gegenüber den Medien zu kommunizieren. Ich sehe nicht, dass da Öl ins Feuer gegossen wurde, im Gegenteil empfand ich das eigentlich eher als einen wohltuenden (immerhin versuchten) Beitrag zur Versachlichung. Und wenn es dazu dient, bezüglich vielleicht drohender SPD-Verhältnisse bei Entscheidungsfindungsprozessen den Anfängen zu wehren, fände ich das ausgesprochen gut.

  3. Hmm… wenn Du auch nicht zum „inneren Führungskreis“ gehörst…. wer ist denn dann da drin? Ist da überhaupt eine Frau mit dabei? Zumindest quotiert sollte dieser „Kreis“ sein!

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