Was zuviel ist ist zuviel

Demo 16. Mai V

 

 

 

 

Die Europawahlen sind kaum vorbei und schon  der Aufruf geschlossen in den Bundestagswahlkampf  zu gehen ungehört verhallt. 🙁

Die Debatte um das Wahlergebnis dreht sich im wesentlichen  um zwei Punkte:  Die einen -dazu tendiere auch ich- meinen die (Verbal)Radikalisierung, ein Wahlprogramm mit allem für jeden und ein Wettbewerb um die höchste Forderung  hat einen Beitrag zum Ergebnis von 7,5% geleistet, die anderen vertreten eher die These, dass die innerparteilichen Auseinandersetzungen der Partei geschadet haben. Mal abgesehen davon, dass ein Teil der diesbezüglichen Auseinandersetzungen sich mit Leuten abspielte, die gar nicht mehr in der Partei sind, war für den aufmerksamen Leser und die aufmerksame Leserin erkennbar, dass der Aufruf des fds (forum demokratischer sozialismus) beispielsweise einer zur Geschlossenheit war. Mit innerparteilichen Auseinandersetzungen haben andere angefangen. Das die Austritte uns geschadet haben, da stimme ich wiederum zu.

Doch diejenigen die am lautesten geschriehen haben, dass mit der bösen bürgerlichen presse (bbp) nicht über die Partei geredet werden soll lassen jetzt ihre Einschätzungen gerade dort ab.  Benutzt wird dazu ein Spiegel-Online Artikel über ein Essay von Andrè Brie.  Ich bin wahrlich nicht dafür bekannt, ein großer Freund von Andrè Brie zu sein. Das liegt weniger daran, dass ich mit der einen oder anderen Position ein Problem habe, sondern eher mit seiner Art der Diskussion die sich im wesentlichen außerhalb der Partei abspielt und auch von oben daherkommt.  Aber darum geht es den Kritiker/innen nicht.  Mein ganz persönlicher Eindruck ist, dass die Kritiker/innen nur den Spiegel-Online Artikel gelesen haben, nicht aber das Essay selbst. Dies ist nämlich ein wenig anders, als es der Artikel vorgibt. Und über dessen Inhalt zu diskutieren, das wäre wirklich interessant.

Doch dazu kommt es nicht.  Wer sich den Spiegel-Online Artikel „Zoff in der Linken“ ansieht, dem kann nur schlecht werden. Ganz „solidarisch“ wird dort diskutiert – auch unterhalb der Gürtellinie.  Frau Knoche bedient die These der Anbiederung an die SPD, Frau Wagenknecht schwingt die These der beleidigten Leberwurst und macht die Generalabrechnung mit dem „pragmatischen Flügel“ der für die Anpassung an die Verhältnisse stehe und auf die SPD orientiere und den Vogel schießt dann Frau Dagdelen ab. „Brie ist jemand, der nichts zustande bringt, außer über die Medien Kritik an der Linken zu äußern“ meint sie und zeigt dabei, dass sie keine Ahnung hat. Man muss Brie wirklich nicht mögen, aber das ist wirklich unnötig und Geschichtsvergessen. Man möge sich einfach nur anschauen, was Brie als Wahlkampfleiter zustande gebracht hat. Über den nächsten Satz von Frau Dagdelen schweige ich lieber.

Außer Thesen nichts gewesen – ein Beweis für diese Behauptungen fügen die drei Damen nicht an. Das Ziel der Diskreditierung ist auch so erreicht.

Es ist schon absurd. Im Parteivorstand am Montag, war noch die Rede davon, dass man die Debatten innerhalb der Partei führen soll und nicht über die bürgerlichen Medien.  Dies scheint als Aufforderung aber nur für einige zu gelten. Und an dieser Stelle sage ich dann auch, eigentlich wollte ich das einhalten aber der Anstand gebietet es fast auf diese Art der Auseinandersetzung zu reagieren.  Auch auf das was Herr Müller in der jungen welt verzapft hat. Diese  führte  ein Interview mit einem Albrecht Müller aus der SPD, der wohl auch mal Wahlkampfleiter der SPD war und gern zitiert wird als Kenner der Materie. Diesen Rückhalt offensichtlich nutzend gibt er -wie ich gelernt habe, ist jeder der ein Interview gibt auch für die Überschriften verantwortlich- die Linie für die kommenden Auseinandersetzungen vor: „Bartsch hätte der Ausputzer sein müssen„.

Da wird angedeutet der Wahlkampf hätte zu wenig Biss gehabt. Und dann kommen die zwei Kernaussagen:   Die Linkspartei hat eindeutig einen falschen Wahlkampf gemacht, sie wollte sich wohl lieb Kind bei den konservativen Medien machen. Ich kenne den Parteivorstand der Linken zwar nicht, aber ich habe nicht den Eindruck gewonnen, daß es von seiner Seite aus eine offensive Unterstützung der Frontleute Gregor Gysi und Oskar Lafontaine gab. […] Die Partei braucht an ihrer Spitze eine Persönlichkeit, die offensiv dagegen angeht, das wäre eigentlich die Aufgabe von Bundesgeschäftsführer Dietmar Bartsch. Er müßte der Ausputzer sein, der den Mut hat, sich mit diesen Medien anzulegen.“ Da fällt mir wirklich nichts mehr ein. Oder doch: Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal die Klappe halten.  Wenn Herr Müller den Parteivorstand nicht kennt, sollte er nicht über ihn urteilen und das Bartsch den Clown machen soll finde ich einfach lächerlich.

2002 – do you remember?

Aber einen kleinen Hinweis für Herrn Müller habe ich noch: Die Wahlstrategie und die Grundlagen der Wahlkampfführung sind im PV beschlossen worden. Der ursprüngliche Entwurf des Europawahlprogramms von Bisky/Lafontaine wurde von Gehrcke und Wagenknecht im PV versenkt, weil an ihm keine Änderungen möglich seien, so schlecht sei er. Die  Thesen von Herrn Müller mögen ja in den Zeiten Willy Brandts ihre Berechtigung gehabt haben, ich halte sie für absurd. Sicherlich wird eine Partei unglaublich erfolgreich sein, wenn sie als allererstes die beschimpft die sie für den Transport  ihrer Positionen benötigt.  🙁

Die Linkspartei sollte thematisieren, daß die Medien fortlaufend gegen sie Kampagnen führen, die Wähler müssen dagegen immunisiert werden.“ – fordert Müller. Genau! Mit Flugblättern, Anzeigen und ganz vielen Interviews. Am besten dem Journalisten/der Journalistin gegenüber erklärt man als allererstes er/sie  sei ein Affenarsch und führe eine Kampagne gegen die Partei für die man gerade spricht  und jetzt soll er/sie mal ganz lieb sein und nettes über die Partei schreiben.  Und als Losung des Monats sollte unbedingt im PV beschlossen werden, dass jeden Tag jeder  eine Pressemitteilung herauszugeben hat,  in der thematisiert wird, dass die Medien die Partei fertig machen wollen.  Ganz sicher, damit kommt der Erfolg. 🙁

Es wird Zeit, dass alle in den Urlaub gehen!

7 Replies to “Was zuviel ist ist zuviel”

  1. Klasse, Frau stellv. Parteivorsitzende, zu Ihrer Fähigkeit, die Partei immer wieder zu einen, kann ich nur gratulieren. Ganz und gar spassfrei,

    Paul

  2. @ Paul: verstehe ich nicht? Ich äußere mich zu öffentlichen Äußerungen von Genossinnen und einem Interview mit einem Nicht-Genossen. Was ist daran schlimm?

  3. …Für das Q-Wort entschuldige ich mich, ich hab´s grade mal recherchiert und es ist absolut unpassend. Das hat Herr Brie nicht verdient. Vieles andere schon, aber das nicht. Sorry.

  4. Krass im Ton vergriffen, mhh?. Erst nachdenken, dann schreiben. Scheint jedoch ein pathologisches Problem auf dieser Flanke der Partei zu sein. Mit unsolidarischen Grüßen…

  5. Vielleicht wäre es hilfreich für DIE LINKE wenn auch die stellvertretende Parteivorsitzende Halina Wawzyniak ihren ständigen Attacken gegen Andersdenkende in der Partei einstellen würde und mit der Selbstbeschäftigung aufhören würde?

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