Über die Notwendigkeit

… des Klassenkampfes und die Tatsache, dass dieser bereits in der Bildungspolitik beginnt konnte ich mich die letzten Tage informieren. In dem wirklich sehr zu empfehlenden Buch „Gestatten: Elite“ von Julia Friedrichs.

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Witzig geschrieben, nimtt Julia Friedrichs die sog. Elite -bei der es sich im Regelfall dann doch um die Reichen und Schönen handelt- auf die Schippe und verlässt dabei dennoch nie Ebene der Ernsthaftigkeit die diese Thema verlangt. Julia Friedrich war in Oestrich-Winkel an der European Buisness School, bei der Bayrischen Elite-Akademie in Westham, im Maximmilianeum in München, den Internaten Schloss Neubeuern und Schloss Salem, der WHU-Otto Beisheim School of Managment und schaute auch kurz bei deutschen Studenten/innen in Harvard vorbei.

Besonders absurd fand ich allerdings die Vergabe des „Vodafone `Chancen`-Stipendium“ und denke ernsthaft über einen Telefonanbieterwechsel nach. Dieses Stipendum für Abiturienten mit Migrationshintergrund (soweit so gut), gibt es nur für eine Privatuniversität. Das ist doch völlig behämmert.

An der European Buisness School war es auch, wo folgender Satz fiel: „Was mit der PDS an geistigem Müll in die Parlamente gespült wurde, hätte bei einer Firma nicht mal ein Bewerbungsgespräch bekommen.“ . Aus dieser Paralelwelt berichtet Julia Friedrich und nennt sie selbst auch so. Gleichmacherei herrsche nach Ansicht der sich bewegenden Personen vor.  Die Einteilung in Verlierer und Gewinner wird hier als natürlich angesehen. Besonders deutlich -und abstoßend- werden sie in ihren Internetforen. So erfuhr ich, dass wer Sportjäckchen, Sneaker und Jeans hat „Sozen-Mode“ trägt.

Interessant allerdings auch, dass zumindest an der Elite-Akademie das gleiche dumme Zeug erzählt wird, was ich auch kenne: Journalisten sind Brandgefährlich. Rede nicht allein mit Ihnen. Sie wollen dir nur böses. Da die „Elite“ später in die Beratungsfirmen möchte oder in die Wirtschaft -schließlich habe man (hier ist diealleinige Verwendung der  männliche Form übrigens angebracht) als Lobbyist viel mehr Einfluss- ist auch klar, dass es bis zu einer wirklich freien Medienberichterstattung noch ein weiter Weg ist.

Der „Wettbewerb“ um die besten Ausgangsbedingungen beginnt schon im Kindesalter (zum Beispiel bei FasTracKids) und eigentlich will mann/frau laut schreien: „Lasst die Kinder auch mal Kinder sein„. Doch am Ende weiß man/frau nur: Mit diesen Ekeln will man/frau selbst nichts zu tun haben. Im Gegenteil es geht darum ihnen ihre Privilegien zu entreißen. Der erste Ansatz wäre beispielsweise, dass für Privatuniversitäten kein Cent staatlichen Geldes zur Verfügung gestellt wird.

Doch mit dieser schönen Selbstvergewisserung kommt man/frau nicht weit, denn Julia Friedrich nimmt auch die „linke Elite“ unter Beschuss. Sie sagt als Beobachterin was man/frau sich aus politischer Korrektheit selbst nicht zu trauen wagt. Eigentlich fängt dieser Part schon früher an, als Julia Friedrich den Wissenschaftler Michael Hartmann beschreibt, der sich anders verhalten [habe] als viele andere Linke. Er hat nicht, wie diese im sicheren Glauben, auf der richtigen, der guten Seite zu stehen, jahrzehntelang seine Thesen wiederholt, sondern er hat die Zeit genutzt, um Beweise zu finden.“ Opfer“ von Julia Friedrich wird attac und der Aktivist Chris, der sich vorstellen könnte, von dem was er macht auch leben zu können. (In der Szene würde er bestimmt dafür sofort ein „Karrierist“ an den Kopf geknallt bekommen.).  Julia Friedrich seziert in einer Gnadenlosigkiet die Schwäche der Bewegung die eine/n fast Atemlos macht. Sie verweist auf die Dresscodes – wie an der European Buisness School nur andersherum, sie zeigt auf in welcher Parallelwelt auch dieser Teil der Gesellschaft teilweise lebt wenn er sich über die Gewaltfrage bei G 8 unterhält während im unmittelbaren Umfeld der Veranstaltung der deutsche Faschismus in seinen verschiedenen Ausprägungen sein Alltagsleben lebt. Die deutlichste Beschreibung des zum Teil vorhandenen Absurdistans sog. Bewegungen (halt, nicht gleich den Stab brechen, nicht alle sind so) findet sich auf Seite 206, bei der Beschreibung einer Diskussion des McPlanet Umweltkongresses: Eine Stunde lang durften die Teilnehmer Fragen stellen. Wollten sie aber nicht. Sie wollten Statements abgeben. Sie wollten loswerden, dass, wer die Umwelt retten wolle, erst die Konzerne enteignen müsse. Dass der Klimawandel endlich aus einer feministischen Sicht zu diskutieren sei. Oder dass das Klima nur zu retten sei, wenn man die Erdbevölkerung reduziere. Schnell war klar, dass sich hier keine kraftvolle Protestbewegung sammeln wollte. Es war allenfalls eine verwirrende Freakshow.Die Beschreibung endet mit der wahren -und deshalb um so bedauerlichen- Feststellung auf Seite 208: Er [Chris] meint, dass es in der Bewegung etliche Leute gebe, die sich nicht freuen, wenn die Gesellschaft weiter nach links rückt, sondern selbst schnell noch `linker`würden, aus `Angst, dass die Gesellschaft sie einholt` „. Wie wahr, wie wahr :-(.

Dem Elite-Begriff konnte sich Julia Friedrich am Ende nicht nähern, aber das muss es auch nicht, denn am Ende heißt Elite wohl doch nur ein Konzept zur Herrschaftssicherung und damit Spaltung der Gesellschaft.

One Reply to “Über die Notwendigkeit”

  1. Genau,Halina!

    Du wirkst manchmal auch einfach nur politisch korrekt!

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