Veränderungen

Dinge, die mich früher sofort auf die Palme gebracht haben, lassen mich heute eher ruhig werden. Eine andere Meinung zu haben zum Beispiel. Heute kann ich Differenzen stehen lassen und damit gelassen umgehen. Ich nehme mir die Zeit einzuordnen, warum und weshalb jemand möglicherweise die Position X vertreten könnte, statt die Position Y. Verstehen wollen und nachvollziehen können ist eben nicht das Gleiche, wie eine Meinung teilen. Es ist möglich, den/die Gegenüber nicht als Gegner:in zu betrachten, auch wenn es unterschiedliche Positionen gibt. Viele Streits sind überfllüssig oder drehen sich um Sachen, die eigentlich gar nicht so wichtig sind.

Jede:r macht Fehler und kann aus diesen lernen. Natürlich verlangt das eine Fehlerkultur, in der das Eingeständnis eines Fehlers nicht dazu führt, dass dies zum nächsten (digitalen) Mob führt. Es gibt diese Fehlerkultur leider sehr selten. Offensichtlich ist der Druck so groß, sich selbst oder anderen Dinge beweisen zu müssen, dass „einen Fehler zugeben“ als Schwäche interpretiert wird, dabei doch aber eigentlich eine Stärke ist.

Und es gibt dennoch Dinge, die mich richtig anfixen und aufregen. Andere als früher, aber Dinge die mir nicht ganz unbekannt (gewesen) sind ;-). Wenn verkürzt  oder nur schwarz-weiß gesehen wird. Wenn sich jemand bewusst dumm stellt oder zur eigenen Darstellung Dinge fragt, deren Antwort er/sie weiß. Wenn jemand aus Hörensagen und mit der Attitüde „Herr Lehrer ich weiß was“ öffentliche Bewertungen abgibt. Wenn die Möglichkeit der konkreten Information gegeben ist, aber statt nachgefragt (öffentlich) geurteilt wird. Wenn die Eitelkeit Personen bestimmt und nicht Personen ihre Eitelkeit bestimmen. Wenn die Selbstgewissheit so groß ist, das immer nur andere die Fehler machen können. Wenn reale Veränderungen gesellschaftlicher Zustände oder neue wissenschaftliche Erkenntnisse ignoriert werden, nur um bei der eigenen Meinung bleiben zu können.

Das hat erst mal nichts mit Politik zu tun, sondern mit menschlichen Verhaltensweisen. Denn politisch sind es immer noch die gleichen Dinge für die ich brenne. Dinge die meinen Blutdruck nach oben treiben. Die auch persönliche Trennlinie ist erreicht bei der Realitivierung der Verbrechen die im Namen des Sozialismus begangen wurden (oder eben fehlender Bruch mit dem Stalinismus als System), der Instrumentalisierung von Demokratie, Rechtsstaat und Freiheitsrechten für die Durchsetzung einer eigenen politischen Agenda und der Diskriminierung/Ausgrenzung/Herabwürdigung wegen des Geschlechts, der sexuellen Orientierung, der Herkunft, des Aussehens, der Beeinträchtigung oder des sozioökonomischen Status.

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