Differenziert betrachtet

Für all jene, die denken ich mache mir hier einen Lenz sei einmal kurz das Programm geschildert. Ab 8.00 Uhr geht es los und dann von einem Treffen zum nächsten. Kongressabgeordnete, Gesprächsrunden mit Lobbyisten oder anderen Gruppen bis spät in den Abend. Und alles auf Englisch. Ich bin fertig und müde.

Heute morgen bin ich erst mal eine halbe Stunde zu früh aufgestanden, was aber immer noch den Vorteil hatte, das ich die New York Times lesen konnte, bevor ich in den Bus stieg, der uns zum Capitol fuhr. Dort trafen wir auf die Air Force. Ohne Flugzeug :-) . Aber wir erfuhren immerhin, dass das älteste Flugzeug aus dem Jahre 1956 stammt und immer noch fliegt.

Auf dem Weg zum nächsten Termin sind mir folgende nicht unwichtige Dinge aufgefallen. Washington hat so gut wie keine Hunde. Das begrüße ich außerordentlich und finde es nachahmenswert für Berlin ;-) . Es gibt im Capitol Fahrstühle, die nur durch Mitglieder des Congresses genutzt werden dürfen. Das empfehle ich wiederum nicht. Darüber hinaus stellte ich bei meinem nächsten Termin fest, dass die Mitglieder des Congresses in ihren Büros genauso hässliche Bimmeln haben, die sie zu den Abstimmungen rufen, wie wir im Bundestag.

Der Termin mit dem Member of House of Representative Hobbson war ziemlich interessant. Der Mann ist zwar Republikaner, aber kann durchaus auch als Freidenker bezeichnet werden. Eine Gemeinsamkeit mit Mr. President konnte ich jedenfalls nicht feststellen. Der Mann war nicht nur witzig sonder auch -ich hoffe das führt jetzt nicht zum Parteiausschluss- für amerikanische Verhältnisse vernünftig in seinen politischen Ansichten.

Danach ging es zum Supreme Court und ich weiß jetzt endlich was mein Karriereziel ist. ;-) .  Richter am Supreme Court. Da muss man nämlich nicht arbeiten, weil man die Studenten hat, es gibt schöne Essensräume und einen eigenen Fitnessraum. Ansonsten gibt es von der Führung nicht viel zu berichten, sieht halt alles so aus wie im amerikanischen Fernsehen und so finden auch die Gerichtsverhandlungen tatsächlich statt. Scheint mir auf ziemlich schwachen Füßen zu stehen, die Justiz in Amerika. :-( .

Danach ging es zum Mittagessen, gesponsort von der Enterprise Company. Ich habe das beste Schokoladenmousse aller Zeiten gegessen. Danke Nat, für dieses Erlebnis und sorry, für die Unanehmlichkeiten, die nicht wir verursachten sondern unsere “Aufpasser”. Die Enterprise Company macht im übrigen ziemlich interessante Projekte, die es sich lohnt, mal in Ruhe anzusehen (ich habe die Unterlagen eingepackt). Vielleicht kann PPP unter diesem Gesichtspunkt noch mal richtig interessant werden.

Danach gab es ein Treffen mit dem Chief Adminstrative Officer für das House of Representative. Der Mann wurde von Nancy Pelosi aus dem Ruhestand zurückgeholt und hat das spannende Projekt “Grünes Repräsentanthaus” gestartet, mit dem Ziel, die Energiebilanz dieses Hauses zu senken. Ein ziemlich ergeiziges Projekt, wenn ich an die vielen Büros ohne Fenster denke. Aber immerhin läuft es hier auch wie bei uns. Die Verantwortlichen des Senates (nee, ausnahmsweise mal nicht Berlin, da kann sich die KPF verrenken wie sie will ;-) ), hatten tausend Einwände und wollen nicht so richtig mitziehen. Was die ganze Angelegenheit schwierig macht, weil ja nur die Rotunde beide Häuser voneinander trennt. Bei der Gelegenheit erfuhren wir auch, dass jeder Abgeordnete bis zu 25 Mitarbeiter einstellen kann.

Danach ging es zu einem von zwei offen homosexuell lebenden Abgeordneten. Barney Frank ist ziemlich wichtig, weil er Vorsitzender des Finanzausschusses ist. Das fand ich allerdings nicht ganz so spannend, wie den Hinweis, dass im September gegen Benachteiligung in der privaten Wirtschaft verabschiedet werden soll.

Die kurze einstündige Pause bis zum Empfang in der Deutschen Botschaft wurde genutzt um mein Zimmer zum Internetcafè umzufunktionieren. Ich bin halt die Einzige mit Laptop und damit die Einzige, den den kostenloses Wireless-Anschluss hier nutzen kann. Zum Dank wurde zunächst erst mal meine Startseite auf die Seite der CDU/CSU umgelenkt. Aber das habe ich selbstverständlich repariert. :-) .

Bei der Deutschen Botschaft gab es dann ganz viel Smal Talk und danach ging es ab in eine Bar. Da der Amerikaner an sich nicht tanzt endete auch dies bei Smal Talk. Allerdings sehr angenehm. Die Zeit des Abschieds rückte näher und so wurdne soeben Vistenkarten ausgetauscht und Versprechen gegeben, dass man sich in jedem Falle wiedersieht.

Morgen früh geht es für einen Teil der Belegschaft noch zur Weltbank und dann in das sog. District-Wochenende, welches ich in Washington verbringen werde, schließlich will ich diese Stadt nicht ohne Besuch des Spionage-Museeums verlassen. Und damit ich alles ordentlich mitbekomme morgen, gehe ich jetzt mal schlafen. Guten Morgen den Genossen/innen in Deutschland.

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