… über Cuba und Fidel Castro kamen beim Lesen des Buches „Fidel Castro – Eine Biographie“ von Volker Skierka zum Vorschein. Volker Skierka –keine Anti-Castroist- hat die erste deutsche Castro-Biografie geschrieben und interessante Einblicke in die Entwicklung Cubas und der Aktivitäten von CIA und Exil-Kubanern gegeben. Leider endet das Buch ungefähr im Jahr 2000, so das neuste Entwicklungen unberücksichtigt blieben.
Interessant ist beispielsweise, dass die Partido Socialista Popular in den vierzigern des vergangenen Jahrhunderts zwei Minister in Batistas Regierung hatte und ihre Unterschrift auf dem „Manifest der bürgerlich-revolutionären Oppositionsfront“ von 23. Juli 1958 mit dem Castro um alleinigen Führer der Revolution ausgerufen wurde, fehlte. Wohl auch deshalb ist Skierka den Kommunisten kritisch gesonnt und sieht in ihnen und insbesondere Che Guevara den Grund für das schieflaufen der kubanischen Revolution, die zunächst mit viel Sympathie begleitet wurde. Zum Beleg führt er an, dass Castro im Jahr 1959 ausgeführt habe, dass die neue Regierung es ablehne, mit diktatorisch regierten Staaten Umgang zu haben, an erster Stelle mit der Sowjetunion und ebenfalls in diesem Jahr erklärt habe, sie [die Revolution vermutlich] seien keine Kommunisten. Dies soll die These stützen, dass es nach der Revolution vier Richtungen gegeben habe: radikal antiimperialistisch, demokratisch-reformistisch, konservativ und marxistisch & prosowjetisch. Letzter –Personifiziert mit Raul Castro und Che Guevara- habe sich schließlich durchgesetzt. Che Guevara sie der ideologische Kopf der Revolution gewesen und während Castro nach der Revolution einen moderaten Ton angeschlagen habe, habe Che Guevara zusammen mit Raul Castro die Installation eines marxistisch-leninistischen Staates betrieben. Der Autor kommt zu einem verblüffenden Ergebnis: „Unter der rauen Schale wirkt Castro als der Offenere, politisch Flexiblere, Tolerantere und weniger Dogmatischere, mithin als der im politischen Geschäft weitaus Gerissenere. Guevara hingegen scheint der kompromisslose revolutionäre Dogmatiker und von kalter Rigorosität zu sein.“
Vielleicht ist diese Entwicklung der Revolution in Cuba auch eine Erklärung für die Absetzbewegungen früherer Mitkämpfer von Castro, die recht schnell –leider nur zu bekannt in der Geschichte der Arbeiterbewegung- als Verräter gebrandmarkt und bestraft wurden.
Auch das durchaus schwierig Verhältnis Cubas mit der Sowjetunion wird ausführlich beleuchtet und spekuliert ob der Mord an Kennedy vielleicht auch etwas mit dessen differenzierter Sicht auf Cuba zu tun hatte. Kennedy – so der Autor- habe die Legitimität der kubanischen Revolution konzediert.
Ausdrücklich würdigt der Autor die sozialen Errungenschaften Cubas und den Überlebenskampf nach dem Zusammenbruch der realsozialistischen Welt. In einer freundlichen Distanz zu den Entwicklungen auf Cuba kritisiert er die ungenügende Gewährleistung von Menschenrechte wie Demonstrations-, Meinungs- und Pressefreiheit, nicht ohne jedoch süffisant darauf hinzuweisen, dass dies Vertreter der deutschen Industrie wie Herrn Henkel nicht weiter stört und diese auch privat ganz gute Kontakte zu Castro haben/hatten. Auch das sog. Helms-Burton-Gesetz bekommt einen ordentlichen Schub Kritik („Vormundschaftsgesetz gegenüber einem künftigen Kuba“) ab, ich könnte auch schreiben wird verissen.
Erfreulich entfernt vom Schwarz-Weiß-Denken fordert der Autor Veränderungen in der politischen Verfasstheit ein, gibt aber gleichzeitig eine klare Absage an alle Bestrebungen, Cuba zu einem Teil der USA zu machen. Ziemlich am Ende formuliert der Autor: „Auch wenn die politische Rechte in den USA und ein Teil der Exilkubaner in Miami von einem Zusammenbruch träumen, zu wünschen wäre es niemandem.“
Kurz und gut –weil ich schon viel zu lang bin- wer an einer differenzierten Sicht interessiert ist, sollte dieses Buch unbedingt lesen.
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