… gestaltete sich auch dieses Jahr mein 1. Mai in Berlin.

Früh am Morgen ging es mit der S-Bahn zum S-Bahnhof Bornholmer Straße, schließlich wollte ich mich an den Blockaden gegen den geplanten Nazisaufmarsch beteiligen. Vor Ort war dann aber nur ein  großes Aufgebot an Polizeibeamten. An der Ecke Bornholmer Straße Schönhauser Alle traf ich die ersten Blockierwilligen. Diese wurden allerdings auf die gegenüberliegende Seite der Schönhauser, also an die Ecke Wisbyer Straße verwiesen. Nach einem kurzen Abstecher zum Lautsprecherwagen Thulestraße Ecke Berliner Straße begab ich mich wieder Richtung Bornholmer Brücke, schließlich sollten dort die ersten Blockierer auf der Straße sein. Vor Ort angekommen wurde diese Blockade geräumt, so weit ich das beobachten konnte allerdings nicht rabiat. Also zurück zur Schönhauser. Dort versuchte ich die Kundgebung Schönhauser Ecke Wisbyer anzumelden, erhielt aber die Information, dass Spontankundgebungsanmeldungen nicht erlaubt sind .

Nach einer Weile an der zwar nicht genehmigten aber doch stattfindenden Kundgebung wollte ich…

Der Aktionsradius heute beschränkte sich auf wenige hundert Meter, die Erfahrungen und Eindrücke jedoch reichen wesentlich weiter.

Beim Kiezspaziergang besuchte ich Vielfalt e.V., den Sozialladen, Schildkröte e.V., die Kreuzberger Musikalische Aktion, das Quartiersmanagment und Gangway e.V. – also die unmittelbaren Nachbarn des Bürgerbüros. Ich wollte mich nicht nur über die Arbeit der einzelnen Projekte informieren, sondern vor allem auch anbieten als Ansprechpartnerin bei kleineren oder größeren Problemen da zu sein.

Es gab ein breites Themenfeld zu beackern und viel interessantes und neues aus verschiedenen Blickwinkel zu erfahren. Es ging sowohl um „Nachhaltigkeit“ von Maßnahmen nach dem SGB II. Es ging um das Problem, dasss beispielsweise beim Sozialladen die Kunden fast täglich mehr werden. Es ging um die Frage wie auch beim Essen in der Kita und der Schule auf religiöse Bedürfnisse Rücksicht genommen werden kann und vieles mehr. Ganz begeistert war ich von den vielfältigen Angeboten und Aktivitäten sowie dem Engagement bei der Kreuzberger…

… gibt es einiges zu erleben.

Zunächst hat man/frau Zeit zu lesen. Ich habe die Zeit genutzt diese Studie zum 1. Mai in Berlin noch einmal ganz genau zu lesen. Sie zu lesen würde auch anderen wohl ganz gut tun. Im Ergebnis halten die Autoren fest: „Bei den Auseinandersetzungen am 1. Mai 2009 handelt es sich um ein vielschichtiges Ereignis, eine Art Mehrebenenkonflikt. Verschiedene Einzelpersonen und Personengruppen (…) bringen unterschiedliche Interssen am 1. Mai zusammen.“ Aus meiner Sicht noch viel interessanter sind allerdings die sich aus den Untersuchungen ergebenden Zahlen: 93% der festgenommenen Personen sind männlichen Geschlechts, 86,8% der Festgenommenen hat ausschließlich die deutsche Staatsbürgerschaft, 75,5% war zum Zeitpunkt der Festnahme in Berlin gemeldet, bei 56,6% wurde eine Einwirkung von Alkohol auf die Tat angegeben und bei den Festgenommenen wo Einträge im Bundeszentralregister vorlagen bezogen sich lediglich 15% auf politisch definierte Delikte.

Doch zurück zur Bahnfahrt. Von Berlin aus begab ich mich über…

… bei der heutigen Medienberichterstattung über den 1. Mai.

Vorab um es klar und deutlich zu sagen: Gewalt gegen Menschen, Ausrauben von Tankstellen oder Supermärkten und ähnliches gehören nicht zu den Mitteln der politischen Auseinandersetzung welche von mir akzeptiert werden. Demonstrationen mit durchaus auch radikaleren Inhalten halte ich für gerechtfertigt.

Wer heute behauptet, das Konzept der ausgestreckten Hand am 1. Mai habe versagt, der will zum alten Konzept des bedingungslosen Draufhauens zurück. Es ist nicht zu rechtfertigen, wenn Polizisten angegegriffen werden. Es ist bedauerlich, dass offensichtlich diesmal die Gewalt tatsächlich zunächst von der Demonstration ausging. Aber es sei daran erinnert, dass

* in den letzten Jahren, in denen es auch zu Ausschreitungen kam, die Gewalt nicht von der Demonstration ausging sondern weit später anfing

* bevor es das MyFest gab, der ganze Bezirk in Krawalle involviert war, heute sind es -immer noch zu viel- einzelne Straßenzüge.

Eine Demonstration…

Mitte der 90iger Jahre war es, da begann die damalige PDS-Kreuzberg gemeinsam mit den Grünen das Mariannenplatzfest am 1. Mai zu organisieren. Damals gab es richtige Krawalle in der Nacht vom 1. zum 2. Mai.

Es war nicht einfach, aber wir bekamen es hin. Trotz der Tatsache, dass die Bullen Polizisten mehr als einmal abends den Platz stürmten und es den einen und die andere Verletzte gab. Wir reinigten am nächsten Tag den Platz und so mancher durch die Polizei umgerannte Nudeltopf fand sich im Gebüsch wieder und wurde entsorgt.

Seit einigen Jahren gibt es das MyFest. Eine gute Idee, in die sich das Mariannenplatzfest prima integriert. Gemeinsam sind wir stark und sorgen für einen weitgehend friedlichen 1. Mai. Das Mariannenplatzfest hat eine gute Tradition und gehört zum MyFest.

Bedauerlicherweise sehen das nicht alle so. Und so erreichte mich gerade die Meldung, dass die Verantwortlichen von den ursprünglich einmal 10.000 EUR für…

1995 muss es gewesen sein, dass dies ein Wahlkampfspruch war. 1997 gab es das erste Mariannenplatzfest zum 1. Mai nach längerer Pause. Der Zerstörung Kreuzbergs durch alljährliche Krawalle sollte eine Bürger/innenfest entgegengesetzt werden.

11 Jahre später kann man weit nach 23 Uhr in der O-Straße stehen und Musik hören. Die Bullen Polizeibeamten laufen gemütlich an einem vorbei, manchmal auch links und rechts einer von dir und alles bleibt ruhig.

Das überzeugt auch die Sonne, heute mal wieder zu scheinen .